Das Trans Siberian Orchestra gibt es nun schon seit über 20 Jahren. Zu Beginn nur ein Nebenprojekt der Savatage-Musiker hat es sich mittlerweile zu einem weltberühmten und erfolgreichen Ensemble gemausert. Das Erfolgsrezept ist einfach: Man nehme die besten Zutaten aus Rock, Metal, Musical und Oper, mische denen eine aufwändige und eindrucksvolle Bühnenshow bei und voilà – der Andrang ist so groß dass in den Vereinigten Statten jeweils zwei Gruppen Parallel auf Tour sind. Eine grast die Ostküste ab während die andere die Westküste bedient. Auch am Broadway sind die Damen und Herren bereits eine feste Größe. Nun stand das erste Konzert in Europa auf dem Programm.
Logischerweise wurde als passende Location das Hallenstadion in Zürich ausgewählt. Der Innenraum war bestuhlt und die Halle war beinahe ausverkauft. Leere Plätze waren nur vereinzelt auszumachen. Im Gegensatz zu konventionellen Konzerten erwartete uns eine spannende Geschichte: Die Show drehte sich um die letzte Nacht des berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven – wie es der Titel, “Beethovens Last Night”, bereits vermuten ließ. Es geht darum dass der Komponist soeben seine 10. Symphonie beendet hat die so genial ist, dass der Teufel – Mephistopheles – alles daran setzt die Symphonie an sich zu reissen. Weitere Figuren waren Fate, die Göttin des Schicksals und eine Muse Beethovens, Twist, der verspielte und verschmitzte Sohn von Fate und Theresa, die Große Liebe von Ludwig van Beethoven.
Ein Erzähler überbrückte die Zeit zwischen den Darbietungen und erzählte sehr theatralisch und mit einer eindrucksvollen Stimme die Geschichte. Die Stimmen der Sängerinnen und Sänger waren generell sehr eindrucksvoll – leider zu beginn etwas zu laut. Dies hatte zur Folge dass die Instrumente in den ersten Songs nicht wirklich zur Geltung kamen. Dies wurde von der Technik aber schnell ausgebessert. Musikalisch gibt es an der Leistung der Musiker überhaupt nichts auszusetzten. Kein Fehler war erkennbar. Die Songs haben sich jeweils exzellent in die Geschichte eingefügt und die beeindruckende Lichtshow hat die unglaubliche Atmosphäre noch verstärkt.
Die Show ging über 2 1/2h. Die Geschichte fand zum Schluss ein sehr passendes und extrem amüsantes Ende. Ein Vorweg – der Teufel hat verloren. Da der Teufel aber bekanntlich Ironie mag wird es ihm nicht allzu schwer gefallen sein. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Fazit: Das Trans Siberian Orchestra ist ein Erlebnis sondergleichen. Für den konventionellen Hard Rocker bzw. Metalhead dürfte der Show etwas die Würze gefehlt haben. Man war größtenteils eher gemächlich unterwegs. Dies passte aber in den meisten Fällen zur Geschichte. In gewissen Situationen, zum Beispiel wenn Beethoven völlig irritiert über das Angebot des Teufels nachdenken muss, hätte ich mir etwas schnellere und härtere Songs gewünscht welche den Zustand des Protagonisten besser zum Ausdruck gebracht hätten. Das sind aber Details. Alles in allem wurde für den guten Preis von CHF 85.- (in der billigsten Kategorie) ein Abendfüllendes Programm geboten dass man unbedingt einmal gesehen haben muss. Eine wunderschöne Symbiose aus Rock, Musical und Oper verpackt in eine spannende Geschichte und eine aufwändige Bühnenshow.
Sehr empfehlenswert!