Entwicklung und Geschichte des Black Metal
Entwickelte sich sehr früh als Abkömmling des Thrash Metal in den 1980er Jahren. Anfänglich beschränkte sich der Black Metal auf das skandinavische Gebiet (Schweden und Norwegen) und erstreckte sich erst einige Jahre später auf das restliche Europa.
Als besonders einflussreich gilt die Band VENOM – welche ironischweise – aus England stammt. Viele Eigenheiten der Band werden auch heute noch aktiv im Black Metal gelebt, wie etwa das Nutzen von Pseudonymen bei Bandmitgliedern oder der primitive Gesang und die bescheidene Produktionsqualitäten. Auch die nicht immer ernstzunehmenden satanischen Texte gehören noch heute zu den beliebteren Themen.
Anfang der 1990er Jahre kam es zu ersten nennenswerten Weiterentwicklungen im Black Metal als die neuen Richtungen des Symphonic Black Metal und des Atmospheric Black Metal entstanden. Diese neuen Stile zeichneten sich vor allem durch eine professionellere Produktion und ein stärkeres Bedürfnis nach harmonischen Strukturen aus. Wie auch heute noch üblich, wurden und werden diese Subgenres von den überzeugten Black Metallern abgelehnt.
Kurz darauf entstand die sogenannte „zweite Welle des Black Metal“ mit Bands wie DARKTHRONE oder auch IMMORTAL, wodurch der Black Metal erneut einen verstärkten Zulauf erlebte. Dies war auch der Zeitpunkt als der Black Metal in Verruf geriet aufgrund diverser negativer Schlagzeilen. So verübten einige skandinavische Bands Brandanschläge auf christliche Gebäude wie Kirchen. Und auch das Image von nationalsozialistischen Sympathisanten fing an dem Genre anzuhaften. Es dauerte viele Jahre bis der Ruf des Black Metal sich davon erholen konnte.
Ein besonderes Ereignis fand 1993 statt, als der Norweger Varg Vikernes (Gründer und Mitglied der Black Metal Band BURZUM) seinen ehemaligen Freund Øystein Aarseth, welcher Mitglied der Black Metal Band MAYHEM war, mit 23 Messerstichen ermordete. Als Grund gelten Streitigkeiten über Geldschulden sowie die ehemalige Freundin von Vikernes. Auch in der Black Metal Szene erregte das Ereignis Aufmerksamkeit und stieß überwiegend auf Ablehnung. Fenriz (Mitglied bei DARKTHRONE) äußerste sich später in einem Interview: „Es war schade. Ich hätte das ‚Experiment‘ Black Metal gerne ohne die Aufmerksamkeit der Medien weitergehen sehen“. Anschließend wurde es wieder deutlich ruhiger um den Black Metal.
Etwa zur gleichen Zeit gründete sich, unabhängig von den vorigen Vorfällen, die norwegische Band GORGOROTH, die heute zu den bekanntesten Vertretern des Black Metal zählt. Der ehemalige Sänger Gaahl (bis 2009) wirkte bei einer Dokumentation mit, die den „wahren norwegischen Black Metal“ beleuchtete. Diese zeigt exemplarisch das teilweise realitätsfremde und introvertierte, sowie latent aggressive Verhalten einiger Bands des Black Metal.
Etwa in den 2000er Jahren etablierte sich eine eigene Szene in den USA, welche bis dahin vor allem auf teure Importe aus Norwegen und Schweden angewiesen waren.
Viele Bands veröffentlichen auch heute noch Schallplatten, welche häufig limitiert und ungewöhnliche Färbungen aufweisen. Daher gelten Black Metal Fans als leidenschaftliche Sammler von Schallplatten.
Hörprobe
Stilistische Merkmale des Black Metal
Musik
Die Musik ist stark von E-Gitarren und den Drums dominiert. Selten werden auch Musiksamples eingespielt zur kreativen Anreicherung der musikalischen Atmosphäre. Aber auch das Keyboard gehört zur Standardausrüstung der meisten Bands. Die gezielt platzierten Dissonanzen (= als unharmonisch empfundene Intervalle) in der Musik sind ein Markenzeichen des Black Metals.
Gesang
Über den Gesang versucht der Black Metal sich noch weiter vom restlichen Metal zu distanzieren. So werden die typischen männlichen Metalgrowls weiter vorangetrieben und münden häufig in einem stark undeutlichen Kreisch- oder auch Krächzgesang. Die Gesangsform ist häufig sehr monoton und teils auch träge. Gelegentlich wird auch auf weiblichen Gastgesang in Klarform zurückgegriffen.
Tempo
Das Tempo ist schnell bis gar sehr schnell. Lediglich die Subgenres des Black Metal setzen auf ein milderes Tempo oder gar ein schleichendes wie beim Depressive Suicidal Black Metal.
Ideologie & Lyrik
Die Lyrik ist abhängig von der Ideologie der jeweiligen Band. Bands, die zur Provokation neigen, schreiben besonders ausgiebig über dunkle Rituale, tabuisierte Themen oder auch Weltuntergangsszenarien. Andere Bands beschäftigen sich hingegen eher mit Fantasiethemen oder auch der Natur. Von allen Vertretern werden jedoch dunkle und misanthropische Thematiken aufgegriffen und verarbeitet.
Produktion
Da eine Differenzierung nach außen hin gewünscht und auch aktiv gefördert wird, sind die Produktionen sehr oft von sehr schlechter und primitiver Qualität. Damit wird im vornherein eine zu hohe Aufmerksamkeit von außen verhindert. Lediglich einige Vertreter aus den Subgenres setzen auf hochwertigere Produktionen um die Atmosphäre der Alben nicht zu gefährden. Unter den eisernen Black Metal Anhängern gelten schlechte Produktionen als authentisch, während Außenstehende diese als minderwertig abtun.
Akzeptanz in der Metal-Szene
Was in der Politik die Extremisten oder im Sport die Ultras sind, das ist der Black Metal im Metal. Die Anhänger des Black Metal legen besonderen Wert auf ihre musikalischen Interessen und auf eine korrekte Außendarstellung sowie Wirkung. Dabei wird das Image vor allem durch eine selbst für den Metal düstere Kleidung, bis hin bis zur Bemalung des Gesichts, dargestellt. Dabei zeigt der Black Metal gegenüber anderen Metalstilen teilweise fast schon rassistische Ablehnungen.
Ein Schlagwort, welches von anderen Metallern in einer satirischen Art und Weise missbraucht wird, ist „True“. Dieser ungeschriebene Kodex distanziert sich von verwässerter Musik oder gar Musik mit kommerziellen Absichten. Dadurch grenzen sich Anhänger des Black Metal bewusst von anderen Metallern und Metalgenres ab um die eigene Authentizität und Musik vor externen Einflüssen zu schützen. Der Black Metal ist damit der einzige Subbereich im Metal, welcher nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit strebt – für gewöhnlich sind die anderen Metalgenres bestrebt ein harmonisches Miteinander zu erreichen.
Jedoch ist dies nicht der einzige Grund, warum der Black Metal keine ausgereifte Kompatibilität mit der übrigen Metal Szene erreicht. Aufgrund vieldeutiger Andeutungen diverser Black Metal Bands – vor allem aus dem skandinavischen und deutschen Raum – wird der Szene ein verbreiten von nationalsozialistischen Botschaften unterstellt, sowie ein Verherrlichen des zweiten Weltkriegs und der damaligen deutschen Ideologie. Dies stößt auf eine uneingeschränkte Ablehnung in der restlichen Metal Szene, sowie auch in weiten Teilen des Black Metal. Hinweise auf eine solch geartete politische Einstellung lassen sich unter anderen in Bandnamen (MEZZERSCHMITT oder TREBLINKA [Anlehnung an das „Vernichtungslager Treblinka“]), Albumtiteln (Panzerfaust) oder auch diversen Songtiteln finden. DARKTHRONE, die als Initiator der „zweiten Black Metal Welle“ gelten und besonders mit diesem negativen Image behaftet waren, vollführten nach einigen Jahren einen radikalen Wechsel hin zu einem gemäßigteren Image. Dies führte zu heftigen Kontroversen und Anhänger des Black Metal sprachen der Band daraufhin jegliche Authentizität ab und mieden die Band fortan.
Die starke Ablehnung der restlichen Metal Szene sowie das zweifelhafte Image einiger Bands und Fans führt bei anderen Metallern zu Irritationen. Als Folge dessen traten Kommunikationsprobleme auf, da die beiden Seiten immer weniger Kontakt miteinander hatten. Auf Seiten des Black Metal war ein Austausch von Kultur, Werten und Ansichten auch gar nicht gewünscht. Auch heute noch gibt es unverhältnismäßig viele reine Black Metal Festivals (vor allem in Ostdeutschland sowie in Österreich).
Anfang der 2000er Jahre gelang es gemäßigteren Anhängern mit dem Aufkommen neuer Subgenres im Black Metal– allen voran dem Atmospheric Black Metal – eine Brücke zwischen dem Metal und dem Black Metal zu etablieren. Zwar wurde der harte Kern des Black Metal nicht erreicht, aber am randpositionierte Anhänger öffneten sich zunehmend auch für andere Metalstile und deren Identitäten.
Aber auch heute noch gilt der ursprüngliche und im Untergrund beheimatete Black Metal als schwer zugänglich und von Vorurteilen belastet. Eine Öffnung nach außen wird in dieser Gruppierung weiterhin kategorisch abgelehnt und als Verrat empfunden.
Subgenres
Symphonic Black Metal
Liefert aus Produktionssicht die hochwertigsten Ergebnisse. Merkmale sind weiterhin Kreisch- oder auch Krächzgesang sowie teils chaotische Melodien für Metal Verhältnisse. Dennoch ist der Symphonic Black Metal deutlich stringenter und verzichtet auf eine bewusste Positionierung innerhalb des Kerns der Black Metal Szene. Dabei ist der Stil kommerziell betrachtet der Erfolgreichste.
Vertreter: Dimmu Borgir, Cradle of Filth, Opera IX
Atmospheric Black Metal
Entstand Anfang der 1990er Jahre und wurde vor allem durch die Bands SUMMONING und VINTERLAND geprägt. Während die Produktionen eher bescheiden sind, verläuft die Melodie deutlich harmonischer als im puren Black Metal. Die Texte drehen sich meist um misanthropische Themen oder Geschichten über Kämpfe, Kriege und Zerstörung. Aber auch die Natur spielt eine wichtige Rolle in der Lyrik.
Vertreter: Vinterland, Summoning, Empyrium
Depressive Suicidal Black Metal
Ist dem Atmospheric Black Metal sehr ähnlich, lässt sich aber in der lyrischen Komponente davon differenzieren. Der Depressive Suicidal Black Metal wird geprägt von sehr düsteren Themen wie der Todessehnsucht oder gar nihilistischen Ansätzen. Das Tempo ist dabei sehr langsam und erinnert etwas an den Doom Metal, ebenso die musikalische Untermalung. Jedoch ist der Gesang häufig ein Krächzen und Betteln. Viele Bands treten nur kurz in Erscheinung um anschließend wieder – bewusst – zu verschwinden, wie etwa THY LIGHT.
Vertreter: Thy Light, Abyssmal Sorrow, Forgotten Tomb
Ambient Black Metal
Unterscheidet sich primär durch die Musikkulisse vom Black Metal. Der Sound ist deutlich elektronischer durch den Einsatz von Keyboards und Synthesizern. Die E-Gitarre wird dabei beinahe schon verbannt oder in den Hintergrund gedrängt. Beim Gesang und Tempo ergeben sich hingegen kaum Unterscheidungsmerkmale, womit der Stil auch häufig einfach dem Oberbegriff „Black Metal“ zugeordnet wird.
Vertreter: Forest Silence, Fear of Eternity, Profanum
Unblack Metal
Ist eine seltene Form des Black Metal, welcher sich nur lyrisch vom Black Metal unterscheidet. Dabei werden vor allem christliche Themen positiv thematisiert, auf satanische Texte wird vollkommen verzichtet. Siehe auch: White Metal.
Vertreter: Horde, Antestor, Crimson Moonlight
Bandliste
Wegweisende oder besonders empfohlene Bands des Black Metal sind fett markiert.
Abgott | Abigail | Abigail Williams | Abigor | Aborym | Abruptum | Abyssic Hate | Ad Hominem | Aeba | Akercocke | Alastis | Amestigon | Anaal Nathrakh | Ancient | Ancient Rites | Andras | Annunaki | Anorexia Nervosa | Antaeus | Arafel | Arckanum | Arcturus | Asmodeus | Aura Noir
Bal-Sagoth | Barathrum | Behemoth | Beherit | Behexen | Besatt | Bestial Warlust | Bewitched schwedische Band) | Bishop of Hexen | Black Funeral | Black Messiah | Blasphemy | Blodsrit | Bloodline | Borknagar | Burzum
Camulos | Carpathian Forest | Catamenia | Chthonic | Cirith Gorgor | Cor Scorpii | Countess | Craft
Dark Fortress | Dark Funeral | Darkthrone | Deathspell Omega | Demoniac | Desaster | Devian | Diabolos Rising | Dies Ater | Dimmu Borgir | Disiplin | Dissection | Dødheimsgard | Dunkelgrafen
Eminenz | Emperor | Enthroned | Ewiges Reich
Forgotten Tomb | Forgotten Woods | Frozen | Funeral Winds | Furze
Gallhammer | Geïst | Gloria Morti | Goatwhore | Gorgoroth | Gospel of the Horns | Grabak | Grabnebelfürsten | Grand Belial’s Key | Graveland | Grimfist
Hate | Hate Forest | Hidden in the Fog | Hollenthon | Horna
Illnath | Immortal | Impaled Nazarene | Infernum | Inquisition | Insidious Disease | Isengard (Norwegen) | Iskald
Judas Iscariot
Katharsis | Keep of Kalessin | Khold | Koldbrann
Legion of Doom | Leviathan (USA) | Limbonic Art | Luciferian | Lucifugum | Lurker of Chalice | Lyfthrasyr
Make a Change… Kill Yourself | Malignant Eternal | Manes | Marduk | Master’s Hammer | Mayhem | Melechesh | Mezzerschmitt | Mirrorthrone | Misteltein | Moonspell | Morgul | Moribund Oblivion | Mörk Gryning Mortuus | Mütiilation | Myrkskog
Naer Mataron | Naglfar | Nattefrost | Necrodeath | Necromantia | Negură Bunget | Nifelheim | Nightfall | Nocturnal Breed | Nokturnal Mortum
Occult | Odem Arcarum | Ofermod | Old Man’s Child | Ophthalamia
Pest
Ragnarok (Norwegen) | Rotting Christ
Samael | Sargeist | Satanic Warmaster | Satyricon | Scheitan | Scum | Secrets of the Moon | Semen Datura | Shining (Schweden) | Sigh | Skeletonwitch | Solefald | Spear of Longinus | Stormlord | Strid | Der Stürmer | S.V.E.S.T. | Sycronomica
Taake | Tha-Norr | The Legion | Thorns | Thou Art Lord | Thunderbolt (Polen) | Tiamat | Tormentor | Totenburg | Treblinka | Tribes of Caïn | Triptykon | Tsatthoggua | Tsjuder | Tulus
Urfaust | Usurper
Vitam et Mortem | VON | Vreid | Vulcano
War | Watain | Weakling | Wolves in the Throne Room | Woods of Ypres
Xasthur
Zemial | Zorn | Zyklon-B
Empfehlungen
An dieser Stelle einige ausgewählte Empfehlungen an Black Metal Bands im bequemen Webplayer – mit einer Abbildung eines größtmöglichen Spektrums an Facetten des Genres.
Falls du einen Werbeblocker (Adblocker, etc) nutzt, wird unser Musikplayer vermutlich nicht angezeigt. Alternativ kannst du auch einfach im Amazon MP3 Shop stöbern oder als Fan des materiellen auf das Amazon CD und Vinyl Angebot zurückgreifen.
Der nächste Schritt
- Black Metal [Atmospheric Black Metal | Depressive Suicidal Black Metal | Unblack Metal]
- Dark Metal
- Death Metal [Melodic Death Metal | Brutal Death Metal | Deathgrind | Death’n’Roll]
- Doom Metal [Stoner Doom Metal | Funeral Doom Metal | Drone Doom Metal]
- Experimental Metal
- Extreme Metal
- Folk Metal [Celtic Metal]
- Fun Metal
- Gothic Metal
- Grindcore [Goregrind | Deathgrind | Pornogrind]
- Heavy Metal [Hair Metal | True Metal | New Wave of British Heavy Metal]
- Metalcore [Deathcore]
- Neo-classic Metal
- Neue Deutsche Härte
- Nu Metal [Rap Metal]
- Pagan Metal
- Power Metal [US Power Metal | Euro Power Metal | Epic Power Metal]
- Progressive Metal [Djent Metal]
- Sludge Metal [Southern Sludge Metal | Stoner Sludge Metal]
- Speed Metal
- Symphonic Metal
- Thrash Metal [Neo Thrash Metal]
- Viking Metal
- White Metal