Entwicklung und Geschichte des Grindcore
Der Grindcore entwickelte sich parallel zum Death Metal Anfang der 1980er Jahre. Federführend waren dabei vor allem Bands aus dem angelsächsischen Raum wie BRUTAL TRUTH, CARCASS, REPULSION und TERRORIZER. Dabei stammten die Bands überwiegend aus dem Hardcore Punk – genau aus dem Crustcore Bereich – ab.
Das erste Hoch des Metalstils kam 1985 als die Bands erste kommerzielle Erfolge erzielen konnten und die Szene unaufhörlich zu wachsen schien. Neue Bands erschienen quasi aus dem Nichts und Jeder, der ein Instrument halten (jedoch nicht unbedingt bedienen) konnte gründete eine Grindcore Band. Besonders in Großbritannien konnte sich der Grindcore etablieren und so entstanden nach und nach einige Musiklabels die sich vollkommen auf diese Musik konzentrierten, wie Peaceville Records oder Earache Records. Legendären Status besitzt dabei das 1987 veröffentlichte NAPALM DEATH Album „Scum“, das sogar große Erfolge in den Indie Charts in den UK verbuchen konnte.
Gegen Ende des Jahrzehnts fanden die Stile Grindcore und Death Metal zueinander. Einige Death Metal Bands orientierten sich fortan am Grindcore oder gründeten neue Bands um diesen Stil spielen zu können. Aber auch bestehende Bands wie CARCASS und NAPALM DEATH experimentierten mit den Elementen des Death Metal.
Am Zenit des Erfolgs kam es zu Streitereien innerhalb der Szene in Großbritannien. Neid und Rivalitäten nahmen deutlich zu. Dabei wurde häufig eine Überflutung des Grindcore mit externen Einflüssen angeprangert. Aber auch der kommerzielle Erfolg des Death Metal nagte an der Substanz des Grindcore.
Daraufhin splitterte der Grindcore in zwei Szenen auseinander. Die eine orientierte sich an den Ursprüngen und dem Hardcore Punk, während sich die anderen weiter Richtung Metal entwickelten. Dennoch fiel der Grindcore in eine Existenzkrise und viele Bands wie CARCASS verloren ihren Plattenvertrag oder lösten sich auf.
Erst gegen Ende der 1990er Jahre fing sich der Grindcore wieder. Zwar nicht in Großbritannien, in welchem der Grindcore immer noch am Boden lag, aber in anderen Winkel der Erde wie Deutschland, den USA oder Schweden. Hierzulande waren vor allem GUT, DEAD und die JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE erfolgreich. In Skandinavien waren zu dieser Zeit GENERAL SURGERY, REGURGITATE und ROTTEN SOUND wichtige Vertreter.
Nach der Jahrtausendwende konnten einige Bands der Szene auch wieder kommerzielle Erfolge verbuchen und sogar in Südafrika bildete sich eine kleine Szene des Grindcore. Seit der Neuordnung des Metalstils gilt die Szene als stabilisiert. Dennoch konnte der Grindcore nicht mehr an die Erfolge gegen Anfang der 1990er Jahre anknüpfen.
Hörprobe
Stilistische Merkmale des Grindcore
Musik
Der Grindcore begann in einem sehr primitiven Zustand. Mittlerweile sind die Fähigkeiten der Bands deutlich weiterentwickelter. Dabei kommen vor allem die E-Gitarre, die Drums und der Bass zum Einsatz. Gerade beim Schlagzeug gehören Blast-Beats zur Standardspielmechanik. Die Musik gilt als besonders brachial und aggressiv. Viele Songs versuchen bewusst einen chaotischen Eindruck zu erwecken.
Ein besonderes Merkmal ist dabei die regelmäßige kurze Spieldauer der Lieder. So dauert der Song „You Suffer“ der Band NAPALM DEATH nur sehr (!) wenige Sekunden.
Gesang
Ausschließlich männlicher Gesang in Form von tiefen Growls. Teilweise wird der Gesang bis zur Unkenntlichkeit verzerrt oder manipuliert. Die Lyrik lässt sich dabei unmöglich rein durch Zuhören erkennen.
Tempo
Das Tempo schwankt zwischen mittelschnell (eher selten) bis hin zu rasend schnell. Zwar setzt der Grindcore primär auf sehr schnelle Parts, dennoch können sich auch mal langsamere Momente finden.
Ideologie & Lyrik
Die Texte handeln in der Regel von menschlichen Qualen wie Zerstörungen, Krieg, Krankheiten oder auch reiner Gewalt. Beim Grindcore wird jedoch wenig Wert auf Realismus gelegt, eher geht es um eine groteske Art der Unterhaltung. Daher finden auch Filmvorlagen aus dem Horrorgenre oder medizinische Obduktionen und Operationen Eingang in die Lyrik.
Produktion
Die Produktionen sind mittlerweile durchschnittlich, viel mehr aber auch nicht. Teilweise dienen unterdurchschnittliche Qualitäten als Stilmittel.
Akzeptanz in der Metal-Szene
Anhänger des Grindcore sind in der Metal Szene akzeptiert und etabliert. Dennoch haftet Ihnen aufgrund ihres Interesses an offensichtlicher und teils plumper Morbidität ein etwas irritiertes Image an.
Bands des Metalgenres spielen auf allen größeren und auch vielen kleinen Festivals und gehören zur Standardauswahl um ein vielfältiges Publikum zu erreichen. Teilweise spezialisierten sich manche Festivals primär auf den Grindcore und artverwandte Genres wie dem Death Metal.
Bands wie NAPALM DEATH genießen im gesamten Spektrum des Metals einen angesehenen Ruf, selbst unter Nichthörern der Musik. Daher besteht eine gewisse Sympathie zum Grindcore, auch wenn diese eher schüchterne Natur ist.
Gelegentlich tauchen auch rechtsextreme Beschuldigungen auf, die aber wenige Substanz aufweisen und als haltlos gelten.
Subgenres
Goregrind
Lässt sich nur schwer vom Grindcore unterscheiden. Das markanteste Merkmal ist sicherlich der noch extremere Gesang des Goregrind. Der Gesang wird dabei bis zur unkenntlich verzerrt. Weiterhin werden häufiger Bezüge zu Horror- und vor allem zu Splatterfilmen in den Texten verwendet.
Vertreter: Exhumed, Carcass, Impetigo
Deathgrind
Eine Mischung aus Death Metal und Grindcore. Eine gängige Beschreibung des Stils ist „eine Kombination aus der technischen Raffinesse des Death Metal mit der Intensität des Grindcore“. Der Deathgrind neigt zu einem abrupten Verhalten gepaart mit der Spielweise des Death Metal.
Vertreter: Misery Index, Napalm Death, Rotten Sound
Pornogrind
Ebenfalls eine Mischung aus dem Death Metal und dem Grindcore. Unterscheidet sich jedoch lyrisch vom Deathgrind. Wie der Name bereits suggeriert stehen vor allem sexuelle Themen im Vordergrund.
Vertreter: Meat Shits, Cock and Ball Torture, Dead
Bandliste
Wegweisende oder besonders empfohlene Bands des Grindcore sind fett markiert.
Aborted | Agathocles | Agoraphobic Nosebleed | Anal Cunt | Antigama | Asesino | Asscrusher | Assück | Autopsy
Blood Duster | Brain Drill | Brodequin | Brujeria | Brutal Truth
Caninus | Carcass | Cattle Decapitation | Cephalic Carnage | Circle of Dead Children | Cock and Ball Torture | Columns | Condemned
Dahmer | Damaged | Dance Club Massacre | Daughters | Dead Infection | Defecation | Devourment | Discordance Axis | Dying Fetus
Ed Gein | Electro Hippies | Extreme Noise Terror | Extreme Smoke
Fuck the Facts
General Surgery | Genghis Tron | Godflesh | Gore Beyond Necropsy | Gut
Haemorrhage | Hate Eternal | Hatebeak | Head of David | Head Wound City
Impaled | Impetigo | Iwrestledabearonce
Last Days of Humanity | Lock Up
Macabre | Meathook Seed | Misery Index | Mortician | Mortification
Naked City | Napalm Death | Nasum
Old Lady Drivers
Painkiller | Phantomsmasher | Pig Destroyer | Prostitute Disfigurement
Regurgitate | Repulsion | Rotten Sound
See You Next Tuesday | Skinless | SOB | Sore Throat
Terrorizer | The Berzerker | The County Medical Examiners | The Locust | The Number Twelve Looks Like You | The Red Chord | The Tony Danza Tapdance Extravaganza | Trap Them
Unholy Grave
War from a Harlots Mouth
Xysma
Empfehlungen
An dieser Stelle einige ausgewählte Empfehlungen an Grindcore Bands im bequemen Webplayer – mit einer Abbildung eines größtmöglichen Spektrums an Facetten des Genres.
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