
Hierophant
Great Mother: Holy Monster
- Genre:Grindcore
- Laufzeit:27:03
- VÖ:05. April 2013
- Label:Bridge 9 Records
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Diese Jungs aus Ravenna bedeuten Ärger!
Nein, HIEROPHANT ist kein Name eines großen grauen Tieres mit Rüssel, das Angst vor Kleinsäugern hat. HIEROPHANT ist eine Crustkapelle, die sich 2010 gegründet hat. Die Italiener fühlen sich zwischen Crustcore und Punk wohl. Kürzlich sind die Kollegen vom Stiefel beim Bostoner HC- Label Bridge 9 Records untergekommen. Als Europäer damit die absolute Ausnahme bei diesem Label.
HIEROPHANTs Zweitwerk ist ein extraschwerer Brocken geworden und fügt sich problemlos in die Lärmwerke weiterer Künstler auf Bridge 9 ein und erinnert in den ersten Sekunden an eine Mixtur aus aktuellen NAPALM DEATH und sehr dreckigen HATEBREED. Der Enthüller der heiligen Geheimnisse, so die Übersetzung des Bandnamens, geht von Sekunde eins brachialst zu Werke und erinnert zumindest klanglich an den eingangs erwähnten Dickhäuter, der bei Karstadt in der Porzellanabteilung spazieren geht.
Gleich zu Beginn verheizt der Fünfer fast sämtliche Stilmittel, die im Verlauf des Albums zum Einsatz kommen sollen. Wahnsinnig sägende Gitarrenbretter, ständige Rückkopplungen mitten im Song, vernichtende Tiefenfrequenzen, ein Drummer der einen Hagel an Faustschlägen verteilt, und ein wie von Sinnen schreiender Vokalist verheißen nicht Gutes aber sehr wohl Unterhaltsames.
Hier könnte bereits das Ende der Review sein …
… denn der große Minuspunkt an HIEROPHANTs Debutalbum ist die Austauschbarkeit der Songs. Die Kompromisslosigkeit soll sich auf Dauer des Gesamtalbums als große Schwachstelle herausstellen. Die Drums hämmern, überspitzt gesagt, eine halbe Stunde lang den gleichen stumpfen Beat zusammen, wenn man von wenigen, schleppenden Intermezzi absieht, die sich stilistisch eher in den Sludge-Metal verorten lassen. Die Saitenfraktion scheint sich gegenseitig damit zu überbieten, wer das krassere Feedback aus den Boxen zu kitzeln im Stande ist. Das ist einerseits schade, für uns, die wir keine Genrefans sind, andererseits sollen Crustbands auch keine eingängigen Diskostampfer produzieren, sondern rostige Sägeblätter, die den Engeln die Flügelchen stutzen, so dass ordentlich Federfleisch fliegt.
Glücklichweise verstehen die Italiener ihr Handwerk wann der Fuß vom Verzerrungspedal genommen werden muss. Nach etwas weniger als einer halben Stunde verklingt das letzte von geschätzten 42 Feedbacks pro Minute.
Unterm Strich bleibt ein sehr ruppiges Crustcore Album, das primär beim eingefleischten Crustie eine dezente Erektion hervorrufen wird, so dass dieser gern häufiger in diesen vertonten Tornado reinhören wird. Stilistisch ist man leider einigermaßen limitiert und bietet auch sonst kaum nennenswerte Überraschungen, bis auf die grenzenlose Dunkelheit, welche die Quintessenz dieser acht Abrissbirnen auf Holy Mother: Great Monster ausmacht.
Dies ist ein ernstgemeinter Hinweis: die Platte ist eine Naturgewalt, mit der man nicht einfach so rumspielt, als wäre sie nur Musik. Nicht gut, aber unterhaltsam und auf raue Art schön.
Tracklist: 1) Son of a new Faith, 2) Son of the Tongue´s Prison, 3) Son of four-hands way, 4) Son of the Carcinoma, 5) Son of egoistic Love, 6) Son of public Castration, 7) Son of the cathartic Cave, 8) Son of the black Mirror