Punkte: Ohne Wertung
Laufzeit: 128:44
VÖ: 28. Februar 2012
Label: Relapse
Mit Legenden ist das immer so eine Sache. Wer einmal den Status erreicht hat, den Death sich über die Jahre erspielt haben, der steht im Grunde über den Dingen, noch dazu wo jede Kritik posthum erfolgt, sowohl in Bezug auf die Band als Organisation als auch – traurigerweise – im Hinblick auf die Person des Frontmanns selbst.
Was also anfangen mit dem aktuellen Live-Output der Urväter des Death Metal aus Tampa, Florida, welches mehr als zehn Jahre nach Chucks Tod und quasi Seite an Seite mit einer Serie von Re-Releases der Alben-Klassiker das Licht der Welt erblickt? Welches Urteil erlaubt man sich angesichts der Tatsache dass es sich nicht nur um eine der einflussreichsten Bands ihres Genres sondern quasi um die Gründer Desselben handelt?
Aber halten wir uns zunächst an die Fakten. “Vivus!” (für alle Nicht-Lateiner: “Am Leben!” oder “Lebendig!”) vereint zwei mehr oder weniger legendäre Death-Konzerte auf zwei Silberscheiben, beide aus dem Jahr 1998. Die erste Show fand in L.A. statt, während Scheibe Nummer zwei nach Holland entführt, genauer gesagt zum damaligen Dynamo Open Air Festival in Eindhoven. Letzteres Tondokument weist dabei eine höhere Qualität auf als der L.A. Gig, der Sound ist druckvoller und differenzierter.
Es war “The sound of perseverance”, das zu diesem Zeitpunkt frisch in den Plattenläden stand und die Band auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und mitten in ihrer letzten, extrem frickeligen und progressiven Phase kurz vor dem Ende zeigte. Dementsprechend finden sich neben den ganzen Klassikern früherer Werke wie “The Philosopher”, “Zombie Ritual”, “Empty Words” oder dem Übersong “Symbolic” aus dem gleichnamigen Album auch die Songs eben jenes siebten und letzten Deatch-Longplayers wieder, namentlich “Flesh And The Power It Holds”, “Scavenger Of Human Sorrow” und “Spirit Crusher”.
Insgesamt überschneiden sich große Teile der Setlists beider Konzerte, was angesichts der kleinen aber feinen Unterschiede in Stimmung, Sound und Interpretation durch die Band kaum als Nachteil empfunden werden kann. Der Sound selbst ist roh und ungeschliffen, mancher Ton geht daneben. Dennoch – Death waren eine der fähigsten Band im Metal überhaupt, was da live on stage aus den Klampfen gezaubert wird sucht nach wie vor Seinesgleichen, ein Sturm aus aggressiv-filigranen Riffs, ein abgefahrener Highspeed-Trip durch die eigene Geschichte, der nur durch die Stimmigkeit und den letztendlich doch schlüssigen Aufbau der Songs nicht zur Technik-Poserei verkommt. Wer jetzt noch immer keinen Grund zum Erwerb sieht, dem sei noch gesagt dass sich auch die Verpackung nicht verstecken muss, neue Liner Notes und Fotos runden das Gesamtpaket ab.
Death sind einfach unerreicht, das vorliegende Tondokument entzieht sich jeder Wertung und lässt einen Geist wiederauferstehen der die Herzen der Fans nie verlassen hat. Es kann als Vermächtnis bzw. weiterer Teil dessen gelten, was wir in Zukunft vielleicht noch zu sehen und hören bekommen. Diese Klänge sind ewig, ebenso wie jener Geist der in Chucks Musik und der Musik seiner Nachfolger weiterlebt.