In dieser Reihe stellen wir jeden Monat jeweils am 13. ein Album vor, welches unserer Meinung nach Stilprägend war und einen Bereich der Szene nachhaltig beeinflusst hat. Einziges Kriterium ist, dass das Album mehr als zehn Jahre auf dem Markt erhältlich ist und der “schwarzen Szene” zuzuordnen ist.
Genre: Dark Wave
Punkte: keine Bewertung
Laufzeit: 73:00
VÖ: 29. Januar 1996
Label: Accession Records
Diary of Dreams gehören sicherlich zu den erfolgreichsten Bands im Segment des Dark Wave. Mit ihrer aktuellen Veröffentlichung “if” hat die Band viel positive Kritik geerntet. Zeichnet sich der aktuelle Stil im Vergleich zu früheren Werken durch eine rockigere Essenz aus, so lag der Fokus zu Beginn stark auf typischen Dark Wave Elementen. Fließende und düstere Musik mit einem starken melancholischen Unterton. Genau in diese Kategorie passt auch das Ausnahmealbum “End of Flowers”.
Im Jahr 1996 begann Sänger Adrian Hates sich selbst um die Vermarktung der Werke zu kümmern. In diesem Kontext wurde das Label Accession Records gegründet, welches mittlerweile eine beachtliche Anzahl an Bands unter Vertrag hat. Viel entscheidender in diesem Jahr war jedoch die Veröffentlichung von “End of Flowers”. Von der damaligen Besetzung ist nur noch Gründer und der kreative Kopf Adrian Hates selbst an Bord. Diary of Dreams hat bedauerlicherweise mit einer starken Fluktuation zu kämpfen, welche sich auch auf die musikalischer Ebene durchschlägt.
Das Album beginnt sogleich mit dem Titeltrack “End of Flowers”, welches mit einer sehr ruhige Atmosphäre glänzt. Die sehr langsame Melodie dient gänzlich der Unterstützung des Gesangs, den Adrian Hates mit überragender Leistung darbietet. Unterstützung erfährt dieser an einigen Stellen mit geschickt gestreuten Background Einschüben durch eine frohlockende Stimme der Hoffnung. Ist doch alles gar nicht so hoffnungslos, wie zunächst befürchtet?
Auch “Victimized” besticht durch seine scheinbare Einfachheit, welche dennoch in der Lage ist eine ungeahnte Faszination auszulösen. Gleichmäßiger Takt im Hintergrund – hier und da Gitarre und Schlagzeug. Dies alles ohne jemals aufdringlich zu wirken oder am Status des Gesangs zu zweifeln. Diese Sehnsucht in der Stimme von Adrian verkörpert den nächsten Schritt – im Song davor stach die Gleichgültigkeit hervor – und schielt dabei auf die innersten menschlichen Bedürfnisse nach Anerkennung. Ein etwas enttakteter Chorus sorgt dabei für die Zerrissenheit des Songs.
Es folgt ein kleiner Sprung zu Song 5 “Oblivion”. Nach Gleichgültigkeit und Sehnsucht widmen sich Diary of Dreams der Thematik nach der Vergebung. Ein schrecklicher Fehler in der Vergangenheit – endlose Suche nach Vergebung in der Zukunft. Zwar bleibt die Melodie auch in diesem Fall wieder sehr unterpräsent, dennoch gelingt es Akzente zu setzen und neben dem Gesang wahrgenommen zu werden. Eine rhythmische, wieder sehr ruhige und düstere Struktur verleiht dem Track eine akustische Hoffnung auf Erreichen des Zieles.
Am Ende wird der Hörer mit “Tears of Laughter” erwartet. Genauso wie im Song, bei welchem der Protagonist sprichwörtlich Tränen der Freude weinen würde, so könnte er noch ein einziges Mal lachen. Jedoch blieb nichts übrig, außer der inneren Leere und einer Gefühllosigkeit gegenüber der eigenen Existenz. Analog vermag der Hörer eine kleine – wenn auch nur gedankliche – Träne vergießen, so könnte er das Album noch einmal von vorne hören.
Mit “End of Flowers” gelang Diary of Dreams ein kleines Meisterwerk der düsteren Musik. Kein Metal. Kein Gothic. Einfach nur Düster und voller Tragik. Die Botschaften zwischen den Zeilen verleihen den Songs, eine Komplexität, die nur aus nächster Nähe erkennbar ist. Ein Aufwand, der sich am Ende zweifelsohne lohnt.