Genre: Grindcore
Punkte: 5/9
Laufzeit: 35:28
VÖ: 24. Oktober 2011
Label: Relapse Records
Die Frankokanadier FUCK THE FACTS aus Gatineau treiben seit 1999 ihr Unwesen in den Gefilden des doch eher härteren Metals. Egal ob Hardcore, Grindcore oder Death Metal – die Jungs können anscheinend mit allen Stilrichtungen etwas anfangen und scheuen sich auch nicht das zu zeigen. Dabei sind sie äusserst fleissig. Seit der ersten Demo im Jahr 2000 steht nun mit “Die Miserable” bereits das zehnte Studioalbum vor der Tür. Dazwischen veröffentlichte man unzählige Splits, EP, Compilations und sogar ein Livealbum. Eine derartig hohe Kadenz kann Erfahrungsgemäss – und auch logischerweise – nur zwei Dinge bedeuten: Entweder schiesst die Kreativität aus den Köpfen der Jungs nur so raus und muss in musikalischer Formen materialisiert werden oder aber sie werfen einfach alles auf den Markt was sich in irgendeiner Form verkaufen könnte, ungeachtet der Qualität.
Zum Glück ist “Die Miserable” von weiterem weit entfernt. Eines Vorweg: Bei Fuck The Facts hat mir die Stimme von Sänger Mel Mongeon noch nie gefallen. Und sie tut es nach wie vor nicht. Deshalb werde ich da auch nicht näher drauf eingehen. Vom technischen her kann ich ihm überhaupt nichts vorwerfen, und alles andere ist Geschmackssache und hat somit in die Beurteilung nicht mit einzufliessen.
Kommen wir also ohne Umwege zum einzig wichtigen hier: Die Musik. Obwohl das Album mit nur 35 Minuten Spielzeit etwas kurz geraten ist wird uns doch ein breites Spektrum an musikalischen Einflüssen geboten. Mit dem Opener “Drift” wird gleich mal ordentlich losgebolzt. Auffällig ist die starke Grindcore-Präsenz, allerdings ist die Musik so abwechslungsreich dass es sich schwer auf ein Genre beschränken lässt. Kaum hat man sich an das eine Riff gewöhnt wechselt es spektakulär ein ein kräftiges Breakdown oder man findet sich unverhofft in einem Blastbeat-Gewitter wieder. Schnell wird klar: Dieses Album ist nichts für lahmende Gehirnkrüppel. “Die Miserable” fordert vom Hörer volle Konzentration. Die wird besonders im Song “Census Blank” deutlich. Hier werden wir in über sieben Minuten mit allem attackiert was es im Metal so gibt. Klassische Midtempo-Orgien zum Headbangen fehlen ebenso wenig wie schnelles und anspruchsvolles Riffing und ein Drum Bombardement welches an Dresden ’45 erinnert. Dazwischen werden wir mit herrlich düsteren und atmosphärischen Parts entzückt. Der Song hat halt einfach mal alles.
Auch im weiteren Verlauf des Albums machen die Herren kein Geheimniss aus ihrer Vielfältigkeit. Immer mit dem nötigen Grad an Härte wird gespielt was das Zeug hält. Immer frisch, immer abwechslungsreich.
“Die Miserable” ist ein ebenso grandioses wie anspruchsvolles Album. Man muss sich schon die Zeit nehmen um die Songs in ihrer vollen Pracht aufzunehmen. Wenn man dies aber tut wird man damit viel Spass haben. Dies geht etwas auf Kosten der Zugänglichkeit und Eingängigkeit, aber damit werden wir leben können.