Punkte: 7/9
Laufzeit: 53:09
VÖ: 23. September 2011
Label: Lifeforce Records
Schwedischer, klassischer Melodic Death Metal mit dauerpräsenten griechischen Wurzeln. Nightrage versuchen mit “Insidious” endgültig ihren eigenen Stil zu finden und setzen dabei – erstmals – auf die selbe Besetzung wie beim Vorgängerwerk “Wearing a Martyr’s Crown”, welches getreu dem eingeschlagenen Zwei-Jahres-Rhythmus im Jahr 2009 veröffentlicht wurde.
Mastermind Marios Iliopoulos hat auch dieses mal wieder fest die Finger an den Schaltern und zeigt sich für den Großteil der Produktion verantwortlich. Lediglich die beiden Instrumentalstücke “Solar Eclipse” und “Emblem Of Light” wurden vom Gastmusiker John K inszeniert. Die Band bleibt sich auch musikalisch treu und wandelt fest in den Gewässern der älteren Alben. Für Experimente scheint bei Nightrage nur begrenzt Platz zu sein, diese werden höchstes geduldet, aber keinesfalls forciert. Immerhin erkannten die Herren, das eine gewisse Abwechslung doch von Zeit zu Zeit von Nöten sei und so versorgte man die Tracks mit ordentlich Gastpower. Stolze sechs Gastmusiker an der Zahl verleihen vor allem der ersten Hälfte des Album eine größere stimmliche Variation und eine umfangreichere Bandbreite bei den Instrumenten.
Besonders beim Song “Delirium Of The Fallen” sorgt das für ordentlich Manpower. Ein schneller, verdammt schneller, Track der unbremsbar dahinrast und dabei den Vocals von Sänger Antony Hämäläinen den Weg ebnet. Kraftvolle, aggressive Schreie werden in einem minutenlangen Feuerwerk rausgedrückt, bis der Song kurz vor Schluss überraschend eine Pause einlegt. Cleaner-Gastgesang von Apollo Papathanasio versucht die entstandene Lücke zu füllen, dies gelingt jedoch nur teilweise und so ist die Erleichterung deutlich spürbar, als die Monorail ihre Fahrt mit Vollgas fortsetzt.
Etwas gemächlicher geht es anschließend zu, immer noch kraftvoll, aber deutlich weniger getrieben und viel geordneter versuchen Nightrage alle Anforderungen an das Genre pflichtbewusst zu erfüllen. Nicht immer lässt sich dies jedoch mit den Strukturen in Einklang bringen und so wirkt die ein oder andere Double Bass Solo leicht verloren und deplatziert. Diese musikalischen Patzer fallen im Gesamtkontext betrachtet jedoch nur kaum ins Gewicht. Den mit “Insidious” gelingt es Nightrage ein überdurchschnittliches Melodic Death Metal Album vorzulegen, das kaum Wünsche offen lässt. Einzelne Riffs versetzen den Hörer in die noch erfolgreichen Tage von In Flames und Konsorten um die Jahrtausendwende zurück. Der Göteborger Sound lässt sich nicht leugnen und dies wäre auch gar nicht angebracht. “Insidious” ist ein gutes Album mit einigen Defiziten und einem Mangel an Selbstständigkeit – zu groß scheint der Einfluss der Nebenprojekte beteiligter Personen zu sein – das dennoch in seiner Gesamtheit zu überzeugen weiß.