
Todtgelichter
Apnoe
- Genre:Avant-Garde Metal
- Laufzeit:54:14
- VÖ:15. April 2013
- Label:Aural Music
TODTGELICHTER vollziehen mit “Apnoe” eine radikale Veränderung im musikalischen Stil. Der vormals düstere, zwischen rauen Black Metal und melodischen Frauengesang taumelnde Stil der Band, übertritt nun endgültig die Schwelle zum Avantgarde.
Während andere Bands eine ähnliche Entwicklung erlebten – etwa NOCTE OBDUCTA mit ihrem neuen Avantgarde Werk “Umbriel” (zum Review) – fehlt es TODTGELICHTER am Ende doch etwas an Überzeugungskraft. Das Album “Apnoe” hat einen progressiven, experimentellen Charakter und wird vornehmlich von ruhigen Melodien geprägt, welche – und das ist womöglich die einzige Verbindung in die Vergangenheit der Band – abwechselnd von Marte und Tobias am Gesang begleitet werden.
Sänger Marta war bereits auf den älteren Stücken häufig für die klaren, fantasievollen Gesangsstücke verantwortlich, während Tobias wahlweise und äußerst flexibel zwischen Growl und Clean hin und her schwankte. Dieses gesangliche Konzept funktioniert auf “Apnoe” womöglich gar ein Stück weit besser als älteren Werken wie “Angst”. Dem Gesang wird nun noch mehr Platz eingeräumt und die beiden erhalten alle musikalischen Freiheiten der Welt.
Um diesen Freiraum zu kreieren wurden die Instrumente quasi in die dritte Reihe verbannt. Zwar bleiben auch auf dem neuesten Werk die härteren Instrumentalisierungen erhalten, doch wurden diese zumindest in der Lautheit merklich nach unten korrigiert.
Das Highlight – aus meiner Sicht – ist der Song “Tiefer Fall”. Einfache, dynamische Struktur mit Doppelgesang gepaart mit ruhigeren Parts und einfachen Gesang. Schnell zugänglich, erinnert an einige Werke von “Angst” und an die alten TODTGELICHTER.
Ein Grund für den partiellen stilistischen Rückzug in den Rock/Pop-Bereich könnte auch in der Produktion selbst zu suchen sein. Produzentin Eike Freese hat bereits mit einigen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, doch haftet all jenen nicht unbedingt das Image einer Black Metal Band an – darunter die melodramatischen Rocker OOMPH! und das österreichische Gesangswunder CHRISTINA STÜRMER. Diese musikalische Ausrichtung der Produzentin hat sicherlich auch etwa auf das Ergebnis ausgestrahlt.
Doch sollte man “Apnoe” nicht schlechter stellen als es im Grunde ist. Alles was es dazu benötigt ist ein offener Geist und die Toleranz, eine Veränderung mal nicht im vornherein zu verteufeln. Zwar wirkt das Gesamtwerk nicht annähernd so authentisch wie oben genanntes “Umbriel” von NOCTE, kann aber stellenweise durchaus überzeugen. Unglücklicherweise offenbaren sich diese Stärken allesamt in den lauteren und intensiveren Momenten von “Apnoe”. Sobald die Ruhe eingekehrt und sich der Jazz subtil ausbreitet, wird es etwas befremdlich. Das können die Jungs von BOHREN UND DER CLUB OF GORE atmosphärischer – wenn auch ohne die gesanglichen Einlagen.
Die Vorfreude auf das neue Werk von TODTGELICHTER konnte leider nicht ganz mit dem Ergebnis mithalten. Die musikalische Entwicklung hat sich bereits in den letzten Alben abgezeichnet, fällt nun aber doch radikaler aus als zunächst erwartet. “Apnoe” ist nichts für einfache Geister und erfordert jede Menge Aufmerksamkeit.