
Agoraphobic Nosebleed
Arc
- Genre:Sludge Metal
- Laufzeit:27:14
- VÖ:22. Januar 2016
- Label:Relapse Records
Was hier vorliegt ist auf den ersten Blick eine fast groteske Stiländerung. AGORAPHOBIC NOSEBLEED hatten die Ehre meine Gehörgänge als erste mit Drumcomputer-Cyber-Grindcore-Ausbrüchen zu fluten. Die Songs waren milde ausgedrückt übersichtlich gestaltet, aber überwiegend mit nachvollziehbaren Riffs und Strukturen versehen. So eine Scheibe wie die “Altered States of America” präsentierte uns in einer knappen halben Stunde 99 Tracks, die sich erwartungsgemäß nicht selten im Paar-Sekunden-Bereich tummeln.
Das ist auf dem aktuellen Langdreher “Arc” anders. Wir bekommen drei Tracks auf die Nille, die vor Doom/Sludge/Southern Rock triefen und mich als altgedienten Fan von AGORAPHOBIC NOSEBLEED fürs Erste erschauern lassen. Die Riffs könnten eher von DOWN, CROWBAR und Ko. stammen, aber von ANb?! Die drei Tracks sprengen mit Spielzeiten zwischen 7-11 Minuten auch alle Erwartungen.
Auf den zweiten Blick auf die Vita des Bandleaders Scott Hull erfährt man, dass er als Produzent von Bands wie KYLESA (Progsülze) oder BARONESS (volle Möhre sirupdicker Sludge) auch Eindrücken ausgesetzt ist, die mit den bisher typisches 15-Sekunden-Eruptionen von ANb schlichtweg gar nix zu tun haben. War es also nur eine Frage der Zeit, dass selbst eine derart schmerzbefreite Cybergrindband wie ANb an der Handbremse zu schaffen macht? Dass Grindbands ab und zu ihr Tempo drosseln, ist an und für sich kein Novum, wenn auch jedesmal mit einer gewissen Faszination verbunden, die man z.B. auch dann empfindet, wenn sich eine genrefremde Band eines Classic-Rock-Songs annimmt. Man erinnere sich an die Alben, die NAPALM DEATH mit z.B. “Fear, Emptiness, Despair” oder “Diatribes” Mitte der 90er-Jahre auf uns losgelassen haben oder wenn sich CANNIBAL CORPSE an Klassikern aus dem Hause METALLICA vergreifen oder noch schlimmer, wenn SIX FEET UNDER zum drölften Male AC/DC-Kulturgut, durch den Kakao zieht und dabei von niemandem aufgehalten werden.
Mit Katherine Katz von SALOME, einer Doomkombo, ist eine patente Dame am Start, die fiese Krächzvocals abzuliefern beliebt. Dass die Band ihre Spielrichtung, sagen wir es mal deutlich, um 180° gedreht hat, macht “Arc” erstmal nicht zu einem schlechten Album. Unterm Strich bleibt ein Aha-Effekt. So klingen also ANb, wenn sie langsame Gitarrenmusik spielen. Mehr Faszination geht von der Scheibe leider aber nicht aus. Als Fan wird man sich absolut zwiegespalten die Scheibe zulegen und entweder belustigt oder verstört dem Treiben darauf ergeben. In Bezug auf Sludge, Doom und Konsorten gibt es leider eine Vielzahl Bands, die beeindruckender klingen, als ANbs Versuch hier mitzuspielen.
Bildet euch eure eigene Meinung z.B. hier.
https://agoraphobicnosebleed.bandcamp.com/album/arc