Punkte: 7/9
Laufzeit: 50:05
VÖ: 23. September 2011
Label: Southern Lord / Soulfood
Die schwarze Tonkunst hat bekanntlich viele Gesichter. Neben den satanisch-nihilistischen Botschaften der üblichen (hauptsächlich skandinavischen) Verdächtigen existieren jedoch eine Reihe an Hassbrocken, die sich einen Teufel um den Teufel scheren und im Black Metal eine Ausdrucksform spiritueller Reinheit und Eigenheit gefunden haben, die sich so nicht mit dem “klassischen” Schwarzmetall vergleichen lässt.
Wolves in the throne room stammen aus den Vereinigten Staaten, genauer gesagt aus Olympia/Washington, und sind quasi die einzige Black-Metal-Kommune die mir bekannt ist. Nicht der Belzebub, sondern die Natur und der Schamanismus haben es den Jungs angetan. In der ungestümen Ausdruckskraft schwarzmetallischer Klänge hat auch diese Band ihr Sprachrohr gefunden, das Medium zum Ausdruck eines ungezähmten und urgewaltigen Spektrums dunkler Emotionen. In der Isolation vom Rest der Gesellschaft, in dem Bewusstsein, kein Teil dieser Realität sein zu wollen, erschaffen Aaron und Nathan Weaver episch-träumerische Klangwelten, gleichermaßen voll von Raserei und filigraner Schönheit. In der musikalischen Ambivalenz, der Verbindung von Brutalität und melodischer Gefälligkeit lag und liegt das Besondere der Musik WITTRs. Auch der vierte Longplayer macht da keine Ausnahme.
Neben den Riffgewittern und dem ganz dem Klischee entsprechenden Geschrei sind es vor allem der sakrale Frauengesang, die Synthesizer, die Intermezzi akustischer Gitarren und stimmungsvoller Soundeffekte (wie z.B. das knisternde Feuer in “Astral Blood”), die “Celestial Lineage” von den Mitbewerbern seines Genres abheben. Bereits der erste Song “Thuja Magus Imperium” entwickelt sich stetig zu einer hymnischen Reise in eine Traumwelt, in der laute und leise Töne eine Koexistenz führen, und das ohne in populärmusikalische Untiefen abzudriften.
Instrumentale wie “Permanent Changes in Consciousness” und “Rainbow illness” bilden Zäsuren im Fluss des Werkes und tragen mit ihren teils rätselhaften Klanggebilden zur extrem dichten Atmosphäre bei. Dabei erleben wir zu keinem Zeitpunkt ein Zerreißen des roten Fadens, keine unbedachten oder unpassenden Passagen stören die Struktur des Albums, das Auf- und Nieder der Stücke bildet eine organische Einheit und lässt dem Hörer zu jeder Zeit die Chance, im jeweils nächsten Teil des Klanguniversums anzukommen.
Die Lyrics bewegen sich auf gewohnt mystischem Niveau und stehen dem musikalischen Fundament ausgezeichnet zu Gesicht. Die Verbundenheit zur Natur und zu den Religionen, in deren Zentrum sie steht, ist in so mancher Zeile evident. Aus “Prayer of transformation”:
Lay your corpse upon a nest of oak leaves
Wrapped in a star shroud repent your flesh
A shadow child dissolvesMeditate in a den of skins and straight poles
A sacred fire of madrone burns eternally
In a circle of turquoise and serpentine
Whisper the prayer of transformationEngulfed by clouds of thujone
Emerge purified clad in a golden fleece
A vessel awaits built from owl feathers and moss
Mit “Celestial Lineage” ist der US-Fraktion naturverehrender und selbstversorgender Nicht-Satanisten einmal mehr eine Scheibe gelungen, die als Referenz ihrer kleinen Schublade gelten kann.